„High Five!” – Interview mit Martin Führlein

Interview mit Martin Führlein

Logo: HIGH FIVE; Porträt: Martin Führlein

Ein Thema, ein Experte, fünf Fragen und Antworten: Das ist „HIGH FIVE!“. Für unsere neueste Ausgabe konnten wir Martin Führlein, Vorstand bei der GRR Group, gewinnen. Er erläutert, warum die Themen Nachhaltigkeit und ESG (Environment, Social, Governance) nun endgültig auch in der Handelsimmobilienwelt angekommen sind. Das Interview führte Dr. Angelus Bernreuther, Leitung institutionelle Investoren und Immobilienwirtschaft, Kaufland.

 

Angelus Bernreuther: Sie haben gerade Ihren ersten GRR-Report ganz bewusst mit dem Thema ESG (Environment, Social, Governance) herausgebracht. Was waren die Beweggründe für Sie als Investmentmanager, gerade dieses Thema zu wählen?

Martin Führlein: Unser Kerngeschäft bei der GRR Group ist die Entwicklung von langfristigen, sicheren Kapitalanlagen für institutionelle Portfolien. Wir sind langfristig orientiert und haben uns darauf spezialisiert, für unsere Investoren Portfolien mit einem Anlagehorizont von zumindest 10 Jahren zusammenzustellen, und dann müssen die Objekte immer noch gut veräußerbar sein. Bei diesem wirtschaftlichen Rahmen wird die Bedeutung des Themas ESG sofort deutlich – Objekte, die bereits heute den ESG-Anforderungen der EU nicht entsprechen, können in ferner Zukunft sicher nur schwer verkauft werden. ESG betrifft uns daher in unserer täglichen Arbeit intensiv, das wollten wir im GRR-Report für unsere Investoren und sonstige Interessierte fundiert beleuchten. 

 

Angelus Bernreuther: E, S oder G? Worauf hat die Immobilienbranche bereits in der Vergangenheit Wert gelegt? Wo kann noch nachgebessert werden?

Martin Führlein: Das E spielt sicher die größte Rolle und ist mit den vorhandenen Zertifizierungsmodellen auch gut abbildbar. Bei S und G hat man zumeist auf den Mieter als Nutzer verwiesen, hier wird sich die Betrachtung sicherlich anpassen.

 

Angelus Bernreuther: Bei der Ausgestaltung einer ESG-Strategie kommt es auf die Details an. Wie sieht Ihre Vorstellung davon aus und wie setzen Sie diese innerhalb der GRR Group um?

Martin Führlein: Unser Ziel ist, ESG und Ökonomie zu verbinden. Hier sind wir unseren Investoren verpflichtet. ESG darf also nie Selbstzweck sein, sondern muss sich in die Prozesse einfügen und deren Ergebnisse im Idealfall verbessern. Als Unternehmen haben wir die Stelle eines ESG-Beauftragten geschaffen und zunächst mit einem externen Berater eine Bestandsaufnahme erstellt. Auf dieser Basis werden nun die einzelnen Ziele für E, S und G entwickelt und mit den Bereichsleitern umgesetzt.

 

Angelus Bernreuther: Sie haben vor Kurzem angekündigt, einen Supermarkt-Fonds auf den Markt zu bringen, der nur in ESG-konforme Immobilien des Lebensmitteleinzelhandels investiert. Was genau ist hier der Unterschied zu Ihren anderen Fondsprodukten?

Martin Führlein: Wir arbeiten in der Tat an einem „Art. 8 Fonds“, sind damit aber noch nicht auf dem Markt. Der Unterschied ist auf der immobilienökonomischen Seite nicht besonders groß – wir planen ein bundesweites, gut diversifiziertes Portfolio an Einzelhandelsimmobilien mit dem Investitionshorizont von mindestens 10 Jahren. Aus technischen Gründen wird sicherlich der Neubau-Anteil im Portfolio größer sein, was die Standortprüfung noch wichtiger macht und den Cashflow im Vergleich zu Bestandsportfolien etwas drückt. Aber das sind Herausforderungen, die wir mit unseren Spezialisten in den Griff bekommen werden. Größer sind die Unterschiede beim Reporting und der Interaktion mit unseren Mietern. Letztlich haben unsere Mieter die Herrschaft über ihre Verbrauchsdaten und die Themen S und G betreffen direkt deren unternehmerische Strategien und Werte. Hier sind wir stärker als bislang auf den Austausch angewiesen.

 

Angelus Bernreuther: Als Händler fühlt sich Kaufland seit langem auch dem Thema Nachhaltigkeit verpflichtet, ob beim Sortiment, der Technik oder mit einer umfassenden Plastikstrategie innerhalb der Schwarz Gruppe. Wie können Mieter und Eigentümer in Sachen ESG noch besser zusammenarbeiten?

Martin Führlein: Ganz praktisch errichten wir auf vielen unserer Dächer aktuell Photovoltaik-Anlagen. Hier fänden wir eine stärkere Verzahnung der technischen Planungen von Mieter und Vermieter sinnvoll, damit Investitionen auf beiden Seiten besser aufeinander abgestimmt werden können. Dazu veranlasst uns ESG, wesentlich mehr Daten und Informationen über unsere Immobilien zu sammeln, auszuwerten und zu berichten. Hier freuen wir uns, wenn die Bereitschaft unserer Mieter, Daten zur Verfügung zu stellen, wächst. Umgekehrt wird sicher auch bei den Mietern das Interesse an Daten über verwendete Materialien und so weiter im Gesamtgebäude noch steigen. Hier wollen wir in einen offenen Austausch kommen.