„High Five!” – Interview mit Jörn Burghardt

Logo: HIGH FIVE; Abbildung Jörn Burghardt

Ein Thema, ein Experte, fünf Fragen und Antworten. Das ist „High Five!“.

Wir freuen uns, dass wir für diese Ausgabe Herrn Jörn Burghardt, Geschäftsführer bei der GPEP GmbH, gewinnen konnten. Die GPEP GmbH ist eine unabhängige, inhabergeführte Immobilienmanagementgesellschaft und wurde 2014 von Marcel Fuhr und Herwart W. Reip gegründet. Die GPEP GmbH ist auf das Asset und Property Management von Fachmärkten und Fachmarktzentren in Deutschland spezialisiert. Ankermieter der Objekte sind meist etablierte Lebensmittelhandelskonzerne. Für institutionelle und private Investoren sowie Family Offices bietet das Unternehmen mit seinem Team von über 140 Experten die gesamte Wertschöpfungskette an. Dazu gehören Akquisitions- und Transaktionsmanagement, Finanzierung, Research, Fondsmanagement, Asset Management, Property Management, Risikomanagement und Verkauf. Die GPEP GmbH verwaltet für ihre Kunden mit dem eigenen Team ein Portfolio mit derzeit 625 Objekten im Wert von circa 2,8 Milliarden Euro mit über zwei Millionen Quadratmetern Mietfläche und mehr als 1.400 Mietern. Dazu kommt ein Mandat im Bereich Wohnen mit über 850 Wohneinheiten und einem Verkehrswert von circa 330 Millionen Euro.

Das Interview führte Susanne Gehle, Geschäftsführerin bei Kaufland Immobilien Deutschland.


Die GPEP GmbH zeichnet sich durch ein hohes Maß an Expertise von Investments in Supermärkte und Fachmarktzentren in Deutschland aus. Welche Vorteile bieten diese Handelsformate gegenüber anderen Assetklassen?

Lebensmittelgeankerte Handelsimmobilien zählen seit Jahren zu den stabilsten und verlässlichsten Assetklassen am deutschen Immobilienmarkt. Sie zeichnen sich durch eine hohe Krisenresilienz, langfristige Mietverträge und eine anhaltend starke Flächennachfrage aus – auch in volatilen Marktphasen. Supermärkte und Fachmarktzentren bedienen den täglichen Bedarf und sind damit weniger konjunkturabhängig als viele andere Nutzungsarten. Gleichzeitig verfügen sie über stabile Cashflows, eine solide Mieterstruktur und ein attraktives Risikoprofil, was sie insbesondere für langfristig orientierte Investoren äußerst interessant macht. Hinzu kommt, dass lebensmittelgeankerte Objekte eine deutlich geringere Korrelation zu anderen Assetklassen aufweisen und damit eine wertvolle stabilisierende Funktion innerhalb gemischter Portfolios übernehmen. Dass alle von der GPEP GmbH gemanagten Fonds ihre Renditeziele in der Vergangenheit erreicht oder sogar übertroffen haben, bestätigt die besondere Robustheit und Qualität dieser Assetklasse eindrucksvoll.


Welche besonderen Maßnahmen im Asset Management tragen bei der GPEP GmbH am stärksten dazu bei, langfristig Stabilität und Potenziale in der Wertsteigerung zu erzielen?

Unser Asset Management setzt konsequent auf eine Kombination aus aktivem Dialog mit den Mietern, gezielten Modernisierungen und strukturierten Standortanalysen. Gerade im lebensmittelgeankerten Bereich lassen sich durch frühzeitige Vertragsverlängerungen, Erweiterungen und Flächenoptimierungen stabile Erträge langfristig sichern. Parallel investieren wir kontinuierlich in die technische und energetische Qualität unserer Objekte. Dieser ganzheitliche Ansatz ermöglicht es uns, Wertpotenziale nicht nur zu erkennen, sondern auch systematisch zu heben – und gleichzeitig die Betriebskostenstruktur für Mieter und Eigentümer nachhaltig zu verbessern. Aktuell entwickeln wir gemeinsam mit einem führenden Lebensmitteleinzelhandelsfilialisten rund 40 bestehende Standorte weiter, um sie energetisch und baulich auf ein neues Niveau zu heben. Diese enge partnerschaftliche Zusammenarbeit zeigt, wie aktiv wir unsere Bestände weiterentwickeln und gleichzeitig nachhaltige, zukunftsfähige Versorgungsstrukturen stärken.


Mehr denn je unterliegt der Handel dem Wandel. Wie bewerten Sie die Zukunftsfähigkeit bestehender Handelsimmobilien im Hinblick auf notwendige Modernisierungen oder Umnutzungen?

Bestehende Handelsimmobilien bleiben dann zukunftsfähig, wenn sie flexibel an veränderte Nutzerbedürfnisse, Handelskonzepte und Standortentwicklungen angepasst werden. Viele Objekte weisen eine solide bauliche Struktur auf und können durch gezielte Modernisierungen erheblich aufgewertet werden – sei es durch energetische Optimierungen, effizientere Flächenzuschnitte oder die Integration zusätzlicher Nutzungen. Wir sehen insbesondere bei Bestandsmärkten der 1990er und frühen 2000er Jahre ein großes Potenzial. Wichtig ist, frühzeitig zu erkennen, an welchen Standorten eine Modernisierung sinnvoll ist und wo eine Teilumnutzung oder Weiterentwicklung neue Perspektiven eröffnet. Dieser Transformationsprozess wird die Branche in den kommenden Jahren stark prägen.


Welche ESG-Strategien setzen Sie aktuell konkret um und wie stark beeinflussen ESG-Kriterien Ihre Investmententscheidungen?

ESG ist für uns längst ein zentraler Bestandteil der Unternehmens- und Investmentstrategie. Um dieser Verantwortung gerecht zu werden, sind wir Mitglied der UN-PRI und nehmen seit vielen Jahren mit mehreren unserer Fonds am GRESB-Rating teil, um unsere ESG-Performance transparent messen, vergleichen und kontinuierlich verbessern zu können. Wir fokussieren uns auf die energetische Optimierung unserer Bestandsobjekte – unter anderem durch Photovoltaik-Nachrüstung, LED-Umstellungen, moderne Heizungs- und Lüftungstechnik sowie systematisches Energie-Monitoring. Im Rahmen von Ankäufen prüfen wir ESG-Kriterien heute ebenso sorgfältig wie wirtschaftliche Kennzahlen. Wir bevorzugen Objekte, die sich sowohl technisch als auch regulatorisch gut weiterentwickeln lassen und für die wir klare Dekarbonisierungspfade definieren können. Damit erhöhen wir nicht nur die Zukunftsfähigkeit jedes einzelnen Objekts, sondern auch die langfristige Stabilität für unsere Investoren.


Welche Trends und Marktbewegungen sehen Sie für 2026, die Ihre Ausrichtung auf lebensmittelgeankerte Handelsformate maßgeblich beeinflussen könnten?

Wir gehen davon aus, dass die Nachfrage nach lebensmittelgeankerten Handelsimmobilien 2026 weiter hoch bleibt – insbesondere aufgrund der stabilen Umsatzentwicklung im Lebensmitteleinzelhandel sowie der Notwendigkeit, bestehende Versorgungsstrukturen zu modernisieren. Gleichzeitig wird der Investitionsdruck im Hinblick auf ESG weiter steigen. Für viele Standorte bieten sich dadurch Chancen, durch Modernisierungen oder Erweiterungen deutlichen Mehrwert zu schaffen. Zudem beobachten wir eine stärkere Verzahnung von Handel, Logistik und Mobilität, etwa durch Lieferservices, Abholstationen oder E-Ladeinfrastruktur. Diese Trends werden die Anforderungen an Immobilien weiter verändern – und damit auch neue Perspektiven für qualitätsorientierte Bestandsentwicklungen eröffnen.