„Der Natur etwas zurückgeben“ – das Demeter-Biotop 

Im Zuge seiner Mitgliedschaft im Demeter-Verband unterstützt Kaufland Projekte für eine nachhaltigere Zukunft. Im Interview sprechen Landwirtin Barbara Knötzinger und Robert Pudelko von Kaufland über Demeter-Landwirtschaft, das Kreislaufprinzip und den Erhalt der Artenvielfalt. 

23. Mai 2023 | Autorin: Alisa Götzinger| Lesedauer: 4 min

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Blick aufs Biotop

Frau Knötzinger, Sie sind Demeter-Landwirtin mit Leib und Seele. Seit wann betreiben Sie Ihren Büachelehof nach Demeter Richtlinien?

Barbara Knötzinger: Den Büachelehof betreiben wir mittlerweile in der dritten Generation. Schon seit 1987 setzen wir in unserem Betrieb auf biologische Landwirtschaft. Mein Vater war damals ein echter Vorreiter. Als er bemerkte, dass sich der Boden durch die Düngung und den Anbau verschlechterte, er immer weniger Regenwürmer fand und Vögel singen hörte, war ihm klar, dass er etwas ändern muss. Seit 18 Jahren sind wir nun auch Mitglied bei Demeter, denn die Demeter-Landwirtschaft gilt als eine der nachhaltigsten Formen der Bewirtschaftung.

 

Welche Produkte werden auf Ihrem Hof nach Demeter-Standards angebaut?

Barbara Knötzinger: Mein Schwerpunkt liegt ganz klar auf dem Winter-Wurzelgemüse. Das heißt, wir bauen unter anderem Karotten, Kartoffeln, Rote Bete, Pastinaken, Wurzelpetersilie und Zwiebeln an. In der biodynamischen Demeter-Landwirtschaft steht aber das Kreislaufprinzip im Vordergrund. Das bedeutet, dass Menschen, Tiere und Pflanzen zusammenwirken, um die Regeneration des Bodens, aber auch die ökologische Vielfalt zu fördern. Ein Beispiel: Ich betreibe als Ausgleich zu den Ackerflächen große Flächen mit Kleegras. Diese führen dem Boden wieder Stickstoff zu und werden von den Rindern eines Biobauern und unseren Schafen beweidet.
 

Landwirtin Barbara Knötzinger betreibt den Büachelehof  mittlerweile in der dritten Generation.

Ist das einer der Unterschiede zwischen Demeter-Landwirtschaft und konventionellem Anbau?

Barbara Knötzinger: Ja, das Kreislaufprinzip ist einer der wichtigsten Pfeiler der Demeter-Landwirtschaft. Demeter ist die strengste Form der Bio-Landwirtschaft. Viele Methoden, die bei anderen Bio-Verbänden noch zulässig sind, werden bei Demeter-Landwirten nicht durchgeführt. So ist zum Beispiel der Einsatz von Kupfer zur Bekämpfung von Pflanzenkrankheiten verboten. Unsere Pflanzen erhalten ihre Nährstoffe ausschließlich durch die Düngung mit Kuhmist von Bio-Kühen, Kompost und der abwechselnden Fruchtfolge, die wir durch unser Kleegras sicherstellen. Das alles hält den Boden fruchtbar und sorgt für tolles Gemüse. 
 

Sie vertreiben Ihr Gemüse unter anderem bei Kaufland. Herr Pudelko, seit wann erhalten Kunden bei Ihnen Demeter-Produkte?

Robert Pudelko: Seit 2018 haben wir zahlreiche Demeter-Produkte im Sortiment., 2020 wurden wir zudem ordentliches Mitglied im Demeter-Verband und haben dadurch einen weiteren Meilenstein in unserem Nachhaltigkeitsengagement gesetzt. Derzeit können unsere Kunden aus über 250 Demeter-Produkten wählen, darunter über das Jahr verteilt mehr als 70 verschiedene Obst- und Gemüseartikel, natürlich auch vom Büachelehof. Mit unserer Partnerschaft zu Demeter unterstützen wir nicht nur den biodynamischen Anbau und damit eine noch größere Auswahl an Bio-Produkten in unseren Filialen, sondern investieren auch gezielt in nachhaltige Entwicklungsprojekte zum Erhalt einer intakten Umwelt und Natur. Übrigens: Jeder Demeter-Betrieb muss laut Demeter-Grundsätzen betreibt zehn Prozent seiner Fläche der Förderung der Artenvielfalt widmen.
 

Artenvielfalt ist ein gutes Stichwort. Um noch mehr Tiere und Pflanzen auf Ihrem Hof anzusiedeln haben Sie sich nun entschlossen ein Biotop auf Ihrem Hof anzulegen. Wie kam es dazu?

Barbara Knötzinger: Schon meine Oma war beim BUND Naturschutz und bei verschiedenen Verbänden aktiv und hat damals bereits viele Hecken für Vögel und zahlreiche andere Tiere gepflanzt, aber auch eine Streuobstwiese angelegt. Mir war es eine Herzensangelegenheit, ihre Arbeit fortzuführen und der Natur etwas zurückzugeben, denn natürlich haben wir nicht nur Wiesen, sondern auch einige Hallen hier auf dem Hof. Eine der Hallen ist nun ein zentrales Element des Biotops. 

 

Können Sie uns das erklären? 

Barbara Knötzinger: Das Biotop befindet sich auf einer ehemaligen Ackerfläche und umfasst ungefähr 4.000 Quadratmeter. Direkt dahinter steht eine unserer Lagerhallen. Auf deren Dach sammelt sich sehr viel Regenwasser. Dieses leiten wir über einen Bachlauf in die Seen, sodass stetig neues Wasser zugeführt wird. Bis es so weit war, mussten allerdings erstmal große Maschinen ran. Zwei große Bagger haben die Erde und den Hummus komplett abgezogen und die zwei Seen ausgehoben. Aus dieser Erde haben wir einen Damm erstellt, vor dem wir über 40 Obstbäume sowie Schilf gepflanzt und Gras gesät haben. 

 

Herr Pudelko, Kaufland hat mit diesem Biotop ein neues Projekt zum Erhalt der Artenvielfalt gefördert. Wie haben Sie hier unterstützt?

Robert Pudelko: Als Teil des Demeter-Verbands investieren wir aktiv in Entwicklungsprojekte, die auf eine nachhaltigere Zukunft ausgerichtet sind. Da passt das Biotop mit dem neuen Lebensraum für Tiere und Pflanzen natürlich sehr gut. Wir haben dieses Projekt daher nicht nur sehr gerne finanziell, sondern auch tatkräftig bei der Planung unterstützt. Selbstverständlich ist uns jetzt auch wichtig, den weiteren Verlauf zu begleiten und zu beobachten, wie hier alles wächst und gedeiht und ein schöner Lebensraum für biologische Vielfalt entsteht.
 

Demeter Landwirtin mit Kescher vor See

Welche Veränderungen sind denn jetzt schon am Biotop sichtbar?

Barbara Knötzinger: Die Natur nimmt das Wasser unglaublich schnell ein. Schon nach kurzer Zeit haben sich zahlreiche Tiere, wie Frösche, Wasserläufer oder Libellen niedergelassen. Ein Wildenten- und ein extrem seltenes Teichhuhnpärchen haben hier ein neues Zuhause gefunden. Auch Silberreiher und Störche schauen öfter mal vorbei. Es ist einfach schön mit anzusehen, wie die Tiere das Wasser als Lebensraum wahrnehmen. So nutzen viele Vögel die Seen des Biotops als Tränke, denn die nächste große Wasserfläche ist erst an der Donau einige Kilometer entfernt. Nach und nach kommen mehr Tiere hinzu, wir können eigentlich jeden Tag zusehen, wie sich das Biotop verändert. Ein weiteres wichtiges Element sind natürlich die Obstbäume, die mit ihrer Blüte wiederum Insekten anziehen. Im Sommer werde ich hier ein Bienenvolk ansiedeln, das dann - ganz im Sinne eines lebendigen Kreislaufes - die Bestäubung der Bäume und Sträucher übernimmt. Das Obst der Bäume und Sträucher sowie die Insekten dienen dann wiederum als Nahrung für die Vögel. So ist das Biotop ein ganz eigener kleiner Kreislauf. 

 

Herr Pudelko, warum setzt sich Kaufland als Unternehmen für die Artenvielfalt ein?

Robert Pudelko: Der Verlust der Artenvielfalt ist heutzutage eine der größten Gefahren für unsere Erde. Laut einigen Wissenschaftlern ist diese Gefahr sogar als größer einzuschätzen als der Klimawandel selbst. Der Verlust der Artenvielfalt ist vereinfacht gesagt mit dem Aussterben der Dinosaurier vor vielen Millionen Jahren vergleichbar. An diesem Schaden haben die Menschen heute natürlich einen großen Anteil. Es kann also sein, dass während dieses Gesprächs gerade eine Tier- oder Pflanzenart auf der Welt ausstirbt. Hier gilt es, zu handeln. Daher ist es uns sehr wichtig, mit Projekten wie diesem dem Artensterben entgegenzuwirken und einen Platz zu schaffen, an dem zahlreiche Bestäuber und Insekten sich ansiedeln können, die ja wiederum auch für die Pflanzen und die gesamte Umwelt eine wichtige Funktion darstellen. 
 

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