Die grüne Lunge retten

Seegraswiesen sind nicht nur für die Artenvielfalt im Meer, sondern auch für den Klimaschutz wichtig. Kaufland Kroatien will dem Aussterben der Wiesen mit einem ungewöhnlichen Projekt entgegenwirken.

23. Mai 2024 | Autorin: Alisa Götzinger | Lesedauer: 4 min

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Boje orange auf Wasser

Im Mittelmeer, tief unten auf dem Meeresgrund, verbirgt sich ein Geheimnis: Auf unzähligen Quadratmetern erstrecken sich riesige grüne Felder voller Gras, die sanft in den Wellen hin und her schwingen. Von schillernden Fischen, über Muscheln bis hin zu kleinsten Mikroben: Seegraswiesen bilden auf dem Meeresgrund einen eigenen kleinen Mikrokosmos. Sie bieten unzähligen Tierarten Laich- und Nahrungsgrund und sind – noch viel wichtiger – wahre Klimaschützer. Denn Seegras, insbesondere die Art Posidonia, hat erstaunliche Fähigkeiten, die in der Meeresforschung lange unerkannt blieben. Ein Quadratkilometer Seegras speichert fast doppelt so viel CO2 wie Wald1. Damit binden die Seegraswiesen weltweit 30 Mal mehr Kohlenstoffdioxid als ihr oberirdisches Pendant, der Regenwald. Untersuchungen zufolge binden Seegraswiesen im Jahr 83 Millionen Tonnen Kohlenstoff, was wiederum den Emissionen aller Autos in Italien und Frankreich entspricht2. Ein weiterer Vorteil: Der Kohlenstoff wird in den Wurzeln des Posidonia Seegras mehrere hundert Jahre gespeichert3.  

Anker gegen das Seegrassterben

Bojen vor Küste

Grund genug, dieses Potenzial zu nutzen. Doch auch das wird in diesem Jahrhundert immer schwieriger. Denn Seegraswiesen sind wie so viele Lebensräume auf der Erde bedroht. Seit 1980 werden die Seegraswiesen jedes Jahr um sieben Prozent kleiner, rund alle 30 Minuten wird weltweit ein Fußballfeld Seegras zerstört. Der Grund: Das Seegras ist zum einen äußerst empfindlich gegenüber hohen Wassertemperaturen und Verschmutzung, beispielsweise durch Düngemittel aus der Landwirtschaft, die ins Wasser gelangen. Zum anderen können die Pflanzen leicht durch Fischernetze oder ankernde Schiffe herausgerissen werden. So entstehen große Lücken in den Seegraswiesen, die das empfindliche Ökosystem auf Dauer schädigen und auch dessen wichtige klimaregulierende Funktionen beeinträchtigen. Mit einem besonderen Projekt will Kaufland Kroatien dem gemeinsam mit dem örtlichen Nationalpark Kornati entgegenwirken. Die Idee ist so simpel wie genial: Das Unternehmen installiert auf dem Grund der Adria ökologisch verträgliche Ankerbojen. Schiffe, die vor der Küste ankern wollen, haben bisher ihre Anker im Boden versenkt, das Seegras damit beschädigt und beim Einholen der Anker immer wieder Seegras herausgerissen. Nun können bis zu 20 Schiffe ihren Anker an einer der Bojen befestigen, ohne dabei das Seegras zu gefährden.

„Als einer der größten Lebensmitteleinzelhändler in Kroatien tragen wir große Verantwortung und wollen zum Schutz der Umwelt beiztragen. Am liebsten unterstützen wir dabei Projekte, die nachhaltigen Einfluss auf die Natur direkt vor Ort haben. So ist auch die Idee zu unserem Bojen-Projekt entstanden. In Kroatien haben wir die Adria mit ihren einzigartigen Posidonia-Wiesen direkt vor der Haustür, aber nur die wenigsten wissen um die immense Bedeutung des Seegras für den Klimaschutz“, sagt Marija Franić, Leiterin der Corporate Affairs bei Kaufland in Kroatien. „Mit unserem Projekt schützen wir einerseits ganz praktisch die Seegraswiesen, indem wir die Anker auf dem Meeresgrund installieren. Gleichzeitig ist es uns ein noch viel wichtigeres Anliegen, ein größeres Bewusstsein für die wertvolle Ressource Meer zu schaffen.“

Die Bojen werden mit einem speziellen Verfahren am Meeresgrund befestigt: Üblicherweise werden Bojen durch das Anbinden an Betonblöcke installiert. Da diese jedoch dauerhaft im Meer lagern, hat sich Kaufland für eine naturnähere Befestigung entschieden: Im felsigen Meeresboden werden Löcher gebohrt und die Bojenanker werden hieran befestigt. So können die Bojen installiert werden, ohne den Meeresboden nennenswert zu schädigen.

Bojen vor Küste
Kaufland Boje
Nationalpark Kornati

Insgesamt hat Kaufland Kroatien schon zweimal eine große Bojen-Installation gestartet und so 20 Anker befestigt. Gleichzeitig hat das Unternehmen eine Aufklärungskampagne über die Bedeutung des Seegras angestoßen, denn das sogenannte Posidonia Oceanica, das auch Neptungras genannt wird, ist eine Seegrasart, die nur im Mittelmeer vorkommt und dort vom Aussterben bedroht ist:

„Das Seegras nimmt schon jetzt nur noch drei Prozent der Gesamtfläche am Boden des Mittelmeers ein und ist zudem weiter rückläufig, insbesondere auch, da sich das Mittelmeer schneller erwärmt. Schon jetzt steht ein Viertel aller Seegrasarten auf der Roten Liste bedrohter Arten. Wir wollen nicht, dass auch das hier heimische Seegras irgendwann komplett verschwunden ist. Daher müssen wir jetzt entschlossen handeln und dazu gehört auch, den Menschen das entsprechende Wissen über die Bedeutung von Seegras bereitzustellen“, sagt Marija Franić.

Denn Seegras hat durch die Speicherung von Kohlenstoff zwar einen positiven Effekt auf den Klimawandel, doch dieser kann sich auch ins Gegenteil verkehren. Sobald das Seegras zerstört wurde, setzt es das Treibhausgas wieder frei. Zu viel Kohlenstoff im Wasser führt dann wiederum zur Entstehung von Kohlensäure und in letzter Konsequenz zur Versäuerung des Meeres. Um diesen wichtigen Lebensraum weiter zu erhalten, ist daher auch in Zukunft jeder noch so kleine Beitrag gefragt. 

 

1 https://de.euronews.com/next/2020/12/07/neptungras-ein-gro-er-co2-speicher-im-meer-ist-bedroht
2 https://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/seegras-der-co2-speicher-und-die-hoffnung-fuer-den-klimaschutz-a-fdfa4f62-b322-4f0d-a5af-a52b4c150154
3 https://www.tagesschau.de/wissen/klima/seegras-klimaschutz-100.html
 

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