Mittlerweile sind viele Fische auch zertifiziert. Was bedeutet denn eine MSC-Zertifizierung für Wildfisch oder eine ASC- Zertifizierung für die Aquakultur konkret für die Fischzucht? Was ist der Unterschied zwischen den beiden Zertifizierungen?
Ilka Decker: Der Unterschied ist ganz einfach: Während der MSC eine gemeinnützige Organisation zum Schutz der Meere ist und sich für nachhaltigen, rückverfolgbaren Fang von Wildfisch einsetzt, kennzeichnet das ASC-Siegel nur Produkte, die aus umweltverträglichen Fischzuchten, also Aquakulturen, stammen und sich für den verantwortungsvollen Umgang mit Fischen und den Erhalt der Fischbestände einsetzen.
Melanie Neufeld: Bei Kaufland gehen wir mit den Zertifizierungen sehr konsequent voran. Wir bieten als erster Lebensmittelhändler bundesweit bei unserem kompletten Tiefkühl-Eigenmarkensortiment nur noch ASC-, MSC- oder GGN-zertifizierten Fisch und Garnelen an und erweitern unser Angebot stetig. Natürlich sind alle Produkte entsprechend gekennzeichnet, sodass unsere Kunden gezielt ihre Auswahl treffen und sich damit gleichzeitig für einen nachhaltigen Umgang mit Fisch stark machen können. Trotzdem gibt es natürlich noch viel zu tun, denn weltweit stammen erst 15 Prozent der gemeldeten Fangmengen überhaupt aus zertifiziert nachhaltiger Fischerei.
Was kann ich als Kunde denn noch tun, um besonders nachhaltig Fisch einzukaufen?
Melanie Neufeld: Grundsätzlich ist die bewusste Entscheidung für einen zertifizierten Fisch eine der effektivsten Möglichkeiten, um Einfluss auf die nachhaltige Fischproduktion zu nehmen. Ein Blick auf die Verpackung macht hier den Unterschied. Außer ASC, MSC und GGN unterstützen wir bei Kaufland beispielsweise auch die Marke followfish. Ein Beispiel: Thunfisch mit followfish-Kennzeichnung stammt aus traditioneller Angelruten-Fischerei. Sie zählt zu den nachhaltigsten Fangmethoden für Thunfisch. Über einen Tracking-Code auf der Verpackung lassen sich weitere Informationen wie die genaue Herkunft nachvollziehen. Außerdem finden unsere Kunden bei uns auch Produkte von Fish Tales, einer Marke für nachhaltigen Qualitätsfisch, die von handwerklichen, traditionellen Fischereien stammen. Beim Wildlachs kommen so zum Beispiel ausschließlich treibende und stehende Kiemennetze zum Einsatz – eine nachhaltige Fangmethode, bei der nur die gewünschte Fischart mit entsprechender Größe ins Netz geht und kein Beifang entsteht. Bei allen unseren Eigenmarken hat der Verbraucher die Möglichkeit, die Lieferkette über einen QR-Code vom Fang bis auf den Teller genau nachzuvollziehen.
Für viele Kunden darf es ja gerne auch mal etwas Neues sein. Wie ist der Prozess bevor z.B. eine neue Fischsorte ins Sortiment genommen wird. Müssen hier bestimmte Nachhaltigkeitsaspekte erfüllt sein und woher kommt die Inspiration für neue, leckere Produkte?
Ilka Decker: Bei einer Einlistung neuer Produkte prüfen wir prinzipiell: Gibt es eine Zertifizierung und ist die Verfügbarkeit gegeben? Falls ja, führen wir den Artikel mit der entsprechenden MSC-, ASC- oder Global GAP-Zertifizierung. Geschmacklich wollen wir unsere Kunden natürlich auch immer wieder aufs Neue überraschen. Inspiration holen wir uns, indem wir neue Trends am internationalen und nationalenMarkt beobachten, das können neue Gewürzrichtungen sein, aber auch Veränderungen der Essgewohnheiten unserer Kunden. Zudem kommen auch in der Zusammenarbeit mit unseren Lieferanten immer wieder Vorschläge für neue, tolle Produkte auf.