„High Five!” – Interview mit Elisabeth Jander

Logo: HIGH FIVE; Abbildung Elisabeth Jander

High Five! ist unser Format für Experteninterviews – ein Thema, ein Experte, fünf Fragen und Antworten. Wir freuen uns Elisabeth Jander, Head of Real Estate Asset Management Germany bei der MEAG, als Interviewpartnerin gewonnen zu haben. Die MEAG ist einer der größten institutionellen Investoren für Immobilien in Deutschland. Gerade die Handelsimmobilienbranche steht nach der Pandemie und mit den neuen aktuellen Rahmenbedingungen vor großen Herausforderungen. Dabei ergeben sich jedoch auch Chancen. Erfahren Sie im Interview, wie ein großer Investor seine Strategie daraufhin ausrichtet und welche Rolle gerade lebensmittelgeankerte Immobilien spielen. 

Das Interview führte Dr. Angelus Bernreuther, Leitung institutionelle Investoren und Immobilienwirtschaft, Kaufland.

 

Angelus Bernreuther: Die MEAG stellt einen der großen deutschen institutionellen Investment Manager dar. Welche Bedeutung hat der Einzelhandel im Rahmen Ihrer Immobilienaktivitäten?

Elisabeth Jander: Einzelhandel ist ein wesentlicher Bestandteil unseres Immobilienportfolios. Ursprünglich lag hier der Fokus auf sehr guten innerstädtischen Lagen. In den vergangenen zehn bis 15 Jahren hat jedoch das Segment Fachmärkte stark an Bedeutung gewonnen und wurde kontinuierlich ausgebaut. Gegenwärtig haben wir in diesem Bereich das von uns gemanagte Volumen von einer Milliarde Euro überschritten. 

 

Angelus Bernreuther: Trends im Handel bestimmen auch den Erfolg von Handelsimmobilien. Welche Trends sind dabei für Sie besonders relevant und in welche Richtung wollen Sie deshalb Ihr Portfolio weiterentwickeln?

Elisabeth Jander: Aufgrund der aktuellen Entwicklung der Energiepreise ist eine dahingehende Effizienz ein wesentlicher Aspekt und wird noch an Relevanz zunehmen. Der richtige Mieter- und Sortimentsmix ist nach wie vor von großer Bedeutung genauso wie das Schaffen von Einkaufserlebnissen. Beide Komponenten müssen permanent berücksichtigt und optimiert werden.

 

Angelus Bernreuther: Gerade in der jüngeren Vergangenheit hat die MEAG besonders in lebensmittelgeankerte Immobilen investiert. Was sind die besonderen Vorzüge dieser Asset-Klasse gegenüber anderen Nutzungsarten?

Elisabeth Jander: Insbesondere in den vergangenen, sehr turbulenten Jahren hat sich diese Asset-Klasse nachhaltig und krisenfest gezeigt. Auch die Beständigkeit der Marktplayer und deren hohe Professionalität schätzen wir sehr. Ein konstruktiver Austausch über Möglichkeiten und Bedürfnisse findet hier regelmäßig auf Augenhöhe statt und ermöglicht eine partnerschaftliche Optimierung der Objekte.

 

Angelus Bernreuther: Die Diskussion um ESG (Environmentat-Social-Governance) ist voll in der Immobilienwirtschaft angekommen. Welche Bedeutung hat ESG für ihr Retail-Portfolio und wie sieht hier eine Weiterentwicklung aus?

Elisabeth Jander: ESG hat für unser gesamtes Portfolio eine sehr hohe Bedeutung. Unser größter Mandant, die Munich Re-Group, hat sich als Mitglied der „Net-Zero Asset Owner Alliance“ zur Klimaneutralität bis 2050 und einer CO2-Reduktion von 25 Prozent bis 2025 verpflichtet. Um dieses Ziel für unsere Mandanten zu erreichen, setzen wir auf eine fundierte Ermittlung der Verbrauchsdaten, um daraus effiziente Maßnahmen abzuleiten. Auch die Kooperation mit unseren Mietern nutzen wir, um das beste Betreiber-Modell zu finden. Die Installation von Photovoltaik-Anlagen auf Dächern, die Errichtung von E-Ladestationen sowie Fassaden-/Dachbegrünung und Regenwasserrückgewinnung sind bereits umgesetzte Ergebnisse hieraus. Die von uns aufgelegten FMZ-Fonds GSS und MSS II werden aktuell zu „Art. 8-Produkten“ (klassifiziert Nachhaltigkeitsaspekte) entwickelt. Dies sind erste Schritte auf einem langen und spannenden Weg, welchen wir zusammen mit unseren Mandanten und Mietern hoch motiviert weiterverfolgen wollen.

 

Angelus Bernreuther: Die Digitalisierung verändert den Einzelhandel. Wie sehen Sie die Aussichten des standortgebundenen Einzelhandels mit Blick auf die Entwicklung bei den Lieferdiensten?

Elisabeth Jander: Mit Abklingen der Pandemie-Situation ist nach meinem Empfinden auch die Nachfrage nach Lieferdiensten rückläufig. Für die Zukunft wird sich diese auf einem verträglichen Level einpendeln. Gerade bei Besorgungen für den täglichen Bedarf und vor allem bei Lebens- und Genussmitteln sind Optik, Haptik und Olfaktorik wesentliche Faktoren, die – zumindest bisher – nicht zufriedenstellend digitalisierbar sind.