High-Five Interview mit James McEvoy, Head of Acqusition bei Greenman und CEO von GFORM
Ein Thema, ein Experte, fünf Fragen und Antworten. Das ist „High Five!“. Wir freuen uns, dass wir für diese Ausgabe James McEvoy von Greenman gewinnen konnten. Die Greenman Gruppe ist ein marktführendes Immobilieninvestmentunternehmen in Europa. Als Teil der Greenman Gruppe bietet GFORM Full-Service-Immobilien- und Finanzmanagementleistungen mit Schwerpunkt auf Gewerbeimmobilien im Lebensmittelbereich in Deutschland an.
James McEvoy spricht mit uns über die wichtigsten Erfolgsfaktoren der Greenman Gruppe.
Das Interview führte Susanne Gehle, Geschäftsführerin bei Kaufland Immobilien Deutschland.
Susanne Gehle: Greenman hat sich in den vergangenen Jahren zu einem der marktführenden Immobilieninvestmentunternehmen in Europa entwickelt. Was macht den Erfolg der Greenman Gruppe aus?
James McEvoy: Die Fonds der Gruppe investieren ausschließlich in den Ankauf von Fachmarktzentren und Standalone Liegenschaften, die von führenden Lebensmitteleinzelhändlern angemietet sind. Der Lebensmitteleinzelhandel profitiert von einer äußerst stabilen Nachfragesituation, was ihn besonders widerstandsfähig gegenüber Konjunkturabschwüngen oder anderen externen Einflüssen macht.
Wir bei GFORM haben schon vor einigen Jahren damit begonnen, die Zukunftsaussichten unseres Immobilienportfolios neu zu bewerten und haben über die letzten Jahre langfristige Partnerschaften mit einigen der führenden deutschen Lebensmitteleinzelhändler und Entwickler von Einzelhandelsimmobilien aufgebaut.
Zudem haben wir erfolgreich ESG-Initiativen implementiert und uns verpflichtet, den CO2-Fußabdruck unseres Portfolios so weit zu reduzieren, dass bis 2050 die kombinierten Netto-Kohlenstoffemissionen bei null liegen werden. Dadurch können wir sicherstellen, dass unsere Immobilien zukunftsfähig bleiben, die Mieterbindung langfristig gewährleistet ist und wir gemeinsam mit unseren Mietern die Performance der Immobilien optimieren.
Susanne Gehle: Digitalisierung ist einer der Haupttrends in der Immobilienbranche. Wie stellt sich GFORM in diesem Bereich auf und was werden die bestimmenden Digitalisierungsformate aus Ihrer Sicht in gewerblich genutzten Immobilien in der Zukunft sein?
James McEvoy: Um ein wirklich „smartes“ Gebäude zu entwickeln, das Verbindungen zu seinen Nutzern wie Mietern, Vermietern und Kunden herstellt, bedarf es vieler verschiedener Berührungspunkte. Wir arbeiten eng mit unseren Schwestergesellschaften im Bereich IT und technisches Asset Management zusammen, um Technologie, Daten und weitere Funktionen in unsere Einzelhandelszentren zu integrieren. Unser Ziel dabei ist es, neue und bestehende Technologien sowie Tools zu integrieren, die als das „Gehirn“ der Immobilie fungieren und eine effiziente Steuerung der Gebäudeeinrichtungen ermöglichen, um deren Leistung zu optimieren und die Nutzungskosten zu minimieren.
Mit Hilfe von KI, Sensoren und Computervision-Apps sammeln wir Live-Daten aus dem physischen Objekt und haben somit die Möglichkeit, tiefere Einblicke in unsere Gebäude zu bekommen. Die Daten liefern uns beispielsweise Erkenntnisse zur Reduktion von Wärmeverlusten und zur Verbesserung der Effizienz, um strategische Entscheidungen für unsere Gebäude zu treffen, was sich letztlich auf den Wert der Immobilie auswirkt.
Susanne Gehle: Nachhaltigkeit und ESG sind wesentliche Kriterien bei der zukünftigen Bewertung von Immobilien. Wie sieht die Nachhaltigkeitsstrategie von Greenman aus und welche ESG-Kennzahlen werden Immobilieninvestments maßgeblich beeinflussen?
James McEvoy: Durch die EU-Offenlegungsverordnung und der Einstufung von OPEN als größter Artikel-9-Fonds in Europa, haben wir uns unter anderem verpflichtet, die Energieeffizienz der Gebäude zu verbessern, eine Infrastruktur zur Energieerzeugung und zur Erzeugung nachhaltiger Lebensmittel aufzubauen sowie gemeinnützige Organisationen zu unterstützen, die sich für die Aufklärung rund um gesunde Lebensmittel einsetzen.
Die Bestrebung von Greenman ist es, dass jede einzelne Immobilie mehr Energie erzeugt, als sie verbraucht. Wir wollen dies erreichen, indem wir die Dächer und Parkplätze unserer 87 Immobilien mit Photovoltaik-Anlagen ausstatten. Aktuell wurden bereits über 20.000 Quadratmeter Dachfläche von unserer Schwestergesellschaft Greenman Energy mit PV-Paneelen ausgestattet, sowie vier Hyper-Schnellladestationen für E-Autos in Betrieb genommen.
Das wachsende Bewusstsein dafür, dass Immobilien durch Umwelt- und zukunftssichere Investitionen, wie beispielsweise Green Buildings, einen bedeutenden Einfluss ausüben können, wird langfristig zu einem stabilen Geschäft beitragen und einen Mehrwert für Immobilien, Mieter und Investoren schaffen. Digitale Tools, Smart Building Komponenten und die Analyse von Daten sind dabei entscheidende Instrumente zur Erreichung von ESG-Zielen, welche wiederum den Wert der Immobilien steigern werden. Darüber hinaus bietet ESG den Investoren und Entwicklern die Möglichkeit, die Auswirkungen ihrer Immobilien auf die Gemeinschaft zu berücksichtigen, nicht nur durch die Realisierung klimafreundlicher Gebäude, sondern auch durch eine umfassende Berücksichtigung sozialer Aspekte.
Susanne Gehle: Die Greenman Gruppe ist in den vergangenen Jahrzehnten stetig gewachsen. Was sind die wichtigsten Erfolgsfaktoren dafür?
James McEvoy: Während die Verwaltung von Einzelhandelsimmobilien unser Kerngeschäft bleibt, hat sich der strategische Schwerpunkt der Gruppe als Reaktion auf sich verändernde Strukturen im Einzelhandel und Bedürfnisse von Mietern und Kunden in den letzten Jahren immer stärker auf innovative, digitale Lösungen verlagert. Wir verfolgen einen ganzheitlichen und kooperativen Ansatz für die Verwaltung unserer Immobilien und nutzen die Kompetenzen und Erfahrungen unserer Schwestergesellschaften, um uns proaktiv in technologiegestützte Projekte zu diversifizieren.
Durch den Zusammenschluss von zehn eng aufeinander ausgerichteten Unternehmen bieten wir sämtliche Aktivitäten an, die für den Betrieb unserer Fonds notwendig sind. Wir gründen und erwerben dabei neue Unternehmen, die das Wachstum unserer Fonds und unseres operativen Geschäfts unterstützen, während wir uns kontinuierlich um die Verbesserung der Fertigkeiten und Erfahrungen unserer Mitarbeiter bemühen. Mit der Expansion nach Polen ist die Gruppe im vergangenen Jahr um 57 % gewachsen. Die Erschließung neuer Märkte und Länder ist eine spannende Chance und legt den Grundstein für unsere Wachstumsstrategie.
Bei GFORM legen wir einen starken Fokus auf den Aufbau und die Pflege langfristiger Beziehungen zu unseren Ankermietern – der enge und persönliche Austausch ist für uns von enormer Bedeutung. In den letzten zwei Monaten hat unser Managementteam intensiv mit unseren Mietern zusammengearbeitet, indem wir über 30 Mieter besucht und im Rahmen von Workshops unsere gemeinsamen Ziele besprochen, ESG-Strategien abgeglichen, grüne Mietverträge vereinbart und Strategien erörtert haben, um ihre Expansionspläne langfristig zu unterstützen.
Susanne Gehle: Revitalisierungen gewinnen mehr denn je an Bedeutung. Wie positioniert sich hier Greenman und welche Bedeutung nehmen dabei Lebensmitteleinzelhandelsstandorte ein?
James McEvoy: OPEN verfolgt eine „Buy and Hold“-Strategie. Wir sorgen dafür, dass jede für den Fonds erworbene Immobilie während ihrer gesamten Lebensdauer im Fonds verbleibt. Ziel ist es, dass OPEN auch im Jahr 2050 noch existiert und damit auch jede darin enthaltene Immobilie. Wir möchten sicherstellen, dass jedes Objekt, das unsere Performanceerwartungen nicht durchgängig erfüllt, umgenutzt und umgebaut wird und auf eine Weise genutzt wird, die unsere Leistungserwartungen erfüllen kann – mit der Herangehensweise „Umwandeln statt Abreißen“. Denn eines der größten Probleme beim Umbau ist, dass Gebäude größtenteils aus Beton bestehen. Reißt man Gebäude ab und baut sie neu, setzt man eine Menge enthaltener Kohlenstoffemissionen frei, die oft 20 bis 50 Prozent der gesamten Kohlenstoffemissionen eines Gebäudes ausmachen.
Dabei nehmen Lebensmitteleinzelhandelsstandorte eine entscheidende Rolle ein, da sie nicht nur für die lokale Versorgung und Nahversorgung der Bevölkerung von großer Bedeutung sind, sondern auch das soziale und wirtschaftliche Leben in einer Gemeinde maßgeblich beeinflussen. Revitalisierte Lebensmitteleinzelhandelsstandorte tragen dazu bei, eine nachhaltige Stadtentwicklung zu fördern und die Attraktivität von urbanen Gebieten zu steigern. Die Verbindung von Umweltaspekten, sozialer Verantwortung und ökonomischer Effizienz macht Revitalisierungen im Lebensmitteleinzelhandelsbereich zu einem wichtigen Baustein für eine zukunftsfähige Stadt- und Quartiersentwicklung.