High Five Interview mit Stephan Keinath, Mitglied im Vorstand der Ed. Züblin AG (STRABAG)

Logo: HIGH FIVE; Abbildung Stephan Keinath

Ein Thema, ein Experte, fünf Fragen und Antworten. Das ist „High Five!“. Wir freuen uns, dass wir für diese Ausgabe Stephan Keinath, Mitglied im Vorstand der Ed. Züblin AG (STRABAG) gewinnen konnten. 

Das Interview führte Susanne Gehle, Geschäftsführerin bei Kaufland Immobilien Deutschland.

 

Susanne Gehle: STRABAG ist eines der größten Bauunternehmen Europas. Was macht den Erfolg der Unternehmensgruppe aus?

Stephan Keinath: Der Erfolg von STRABAG und ZÜBLIN, in Deutschland die Konzernmarke für den Hochbau, basiert auf einem Zusammenspiel mehrerer Faktoren: An erster Stelle stehen sicher unsere qualifizierten und engagierten Mitarbeiter, die alles daransetzen, unsere Projekte terminsicher, mit hoher Qualität und partnerschaftlich umzusetzen. Unsere Leistungsvielfalt ist ein weiterer Aspekt. Wir sind einer der wenigen Baukonzerne, der die gesamte Wertschöpfungskette Bau anbieten kann. Das führt dazu, dass wir Bauwerke ganzheitlich betrachten, über den gesamten Lebenszyklus von der Konzeption über die Planung, die Baustoffproduktion, die Errichtung, den Betrieb und das Facility-Management bis hin zur Umnutzung oder zum Rückbau.

Dabei, und das ist ein weiterer wesentlicher Faktor, setzen wir auf regional verankerte Expertise und die ständige Weiterentwicklung unserer Prozesse. Selbstverständlich sind für uns dabei der Einsatz neuester Technologien und der Fokus auf den nachhaltigen Umgang mit Ressourcen von zentraler Bedeutung.

 

Susanne Gehle: Digitalisierung (z. B. BIM - Building Information Modeling) ist einer der Haupttrends in der Baubranche. Wie stellt sich die STRABAG-Gruppe in diesem Bereich auf und was werden die bestimmenden Digitalisierungsformate aus Ihrer Sicht in der Zukunft sein?

Stephan Keinath: Wir verstehen uns als Technologiepartnerin für das Bauen von morgen und setzen uns daher intensiv mit den Zukunftsfragen des Marktes auseinander: Wie können wir digital basierte Technologien, wie z. B. Automatisierung und Robotik, sinnvoll einsetzen? Wir sind davon überzeugt, dass der unternehmerische Erfolg mehr denn je auch von der Fähigkeit abhängen wird, technologische Trends frühzeitig zu erkennen und innovative Lösungen zu entwickeln.

Mithilfe von Building Information Modelling (BIM) beispielsweise treiben wir die Digitalisierung unserer Bauprozesse voran. Das sorgt im Hoch- sowie Infrastrukturbau für Transparenz und Effizienz, und auch im späteren Betrieb der Bauwerke für entscheidende Vorteile. BIM vernetzt alle Beteiligten vom Planungsstadium an über ein umfassendes Bauwerksmodell, in dem die klassische dreidimensionale Darstellung ergänzt wird, durch sämtliche projektrelevante Informationen von der Zeit bis hin zu den Kosten und weiteren Daten. Der Einsatz von BIM ist daher für uns ein zentrales Element für die Zukunft des Bauwesens.

Susanne Gehle: Nachhaltigkeit und ESG sind auch in der Baubranche angekommen. Wie sieht die Nachhaltigkeitsstrategie von STRABAG aus und welche ESG-Kennzahlen werden die Baubranche nachhaltig beeinflussen?

Stephan Keinath: Für die gesamte Branche nehmen klimabezogene Indikatoren immer mehr an Bedeutung zu und wir sehen bereits eine Veränderung der Nachfrage auf Kundenseite, um den EU-Taxonomie-Anforderungen gerecht zu werden. Wir sind uns der Verantwortung unserer Branche und ihrer großen Hebelwirkung bewusst und setzen daher als Unternehmen ein starkes Signal mit unserem Vorsatz, unsere Projekte bis 2040 klimaneutral zu gestalten und verstärkt im Energiesektor zu bauen. Das gelingt uns jedoch nur, weil unsere Mitarbeiter diesen Wandel nicht nur mittragen, sondern auch jeden Tag mitgestalten, indem sie zukunftsgerichtet denken und neue Kompetenzen entwickeln. Der größte Erfolgsfaktor ist und bleibt eben der Mensch. Darüber hinaus arbeiten wir im Schulterschluss mit externen Partnern an der Weiterentwicklung nachhaltiger Bauprozesse.

 

Susanne Gehle: Der Umsatz von STRABAG ist in den letzten Jahrzehnten stetig gestiegen. Was sind die wichtigsten Erfolgsfaktoren dafür?

Stephan Keinath: Durch die Vielfalt unseres Leistungsangebots, den Einsatz neuester Technologien und das dichte Netz aus Tochtergesellschaften und Partner weltweit, haben wir eine hohe Resilienz gegenüber gesellschaftlichen und globalen wirtschaftlichen Entwicklungen und können Schwankungen ausgleichen.

 

Susanne Gehle: Revitalisierungen gewinnen mehr denn je an Bedeutung. Wie positioniert sich hier Strabag und welche Bedeutung nehmen dabei Lebensmitteleinzelhandelsstandorte ein?

Stephan Keinath: Bauen im Bestand ist ein fester Teil unserer Unternehmensstrategie und eröffnet uns die Möglichkeit, Standards für die gesamte Branche zu setzen. Wir sind davon überzeugt, dass die nachhaltige Entwicklung des Gebäudebestands eine der zentralen Zukunftsherausforderungen der Bau- und Immobilienbranche ist. Durch Revitalisierungen lassen sich nicht nur Ressourcen und CO₂-Emissionen im Vergleich zum Neubau einsparen, sondern es ergeben sich außerdem große Vorteile für die Gesellschaft: Zum Beispiel werden zusätzliche Bodenversiegelungen vermieden und Grünflächen erhalten.

Lebensmitteleinzelhandelsstandorte sind ein wichtiger Bestandteil der Quartiere sowie des ländlichen Raums und bieten durch ihre großen Flächen bautechnisch weitreichende Nutzungsmöglichkeiten, wie die Integration von misch genutzten Immobilien oder erneuerbaren Energien auf den Dächern oder Parkplätzen.